Chirurgische Eingriffe – was mit Robotern heute schon möglich ist

Der technische Fortschritt ist unaufhaltsam und beschert uns viele nützliche Neuerungen. Zu den interessantesten Entwicklungen gehören Roboter. Das sind Maschinen, die in der Lage sind automatisch einen komplexen Ablauf von Aktionen auszuführen. Mittlerweile halten sie auch in der Medizin Einzug.

Faszination Roboter

Bereits seit Jahrzehnten wird am Bau und der Programmierung von Robotern geforscht. Eine Maschine, die Menschen zeitintensive, aufwändige oder monotone Tätigkeiten abnehmen kann und somit Arbeitsprozesse erleichtern und beschleunigen kann? Das ist Musik in den Ohren vieler Betriebe der unterschiedlichsten Branchen! Und so ist es nicht verwunderlich, dass der Einsatz von Robotern auch in der Medizin und der Pflege kontinuierlich vorangetrieben wird.

Roboter in der Humanmedizin

Die Unterstützung durch Roboter im medizinischen Bereich ist längst keine Zukunftsvision mehr. Bereits heute helfen sie unter anderem in Form von Transportdiensten – beispielsweise bei der Beförderung von (Schmutz-)Wäsche oder Mahlzeiten – oder in Form von speziellen Pflegebetten, welche das punktgenaue Umlagern der Patienten übernehmen. Automatisierte Dienste dieser Art sparen Zeit und Personal in Institutionen wie Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Doch auch im Zuhause betagter Menschen oder Menschen mit Handicap kommen Roboter im Einsatz. Dort helfen sie ihren Patienten zum Beispiel dabei, aus dem Bett aus zu steigen oder sich wieder hinein zu legen.
Doch sind Roboter noch zu weitaus mehr in der Lage. Im Bereich der Pharmazie können Roboter den Menschen unterstützen, indem sie Medikamente ausgeben. Auch im Bereich der Hygiene leisten sie großartige Arbeit, desinfizieren Utensilien oder sogar ganze von Patienten genutzte Räume in kürzester Zeit.
Besondere Dienste leisten medizinische Roboter auch in den Operationssälen fortschrittlicher Krankenhäuser und Kliniken – und das bereits seit vielen Jahren und in mehreren Dutzend Ländern! Dort brillieren sie vor allem im Bereich der minimal invasiven Eingriffe, bei denen Operateure durch sie befähigt werden, bereits durch kleinste Öffnungen operieren zu können. Dies vermindert die unnötige Beschädigung von (gesundem) Gewebe sowie das Risiko einer (unter Umständen lebensgefährlichen) Infektion.
Eine weitere spannende Entwicklung ist die Herstellung von Exoskeletten. Diese kommen nicht nur in der Industrie, sondern auch Patienten mit Lähmungen zugute. Diese technischen Meisterwerke erlauben es Menschen mit Querschnittslähmungen (ihre Eignung vorausgesetzt) zumindest zeitweise ihren Rollstuhl verlassen und wieder stehen und laufen zu können. Zwar bedarf es dafür einiges an Übung und die Gewöhnung an dieses äußere Skelett, doch bedeutet die Möglichkeit wieder gehen zu können für viele dieser Patienten einen großen Gewinn an Lebensqualität.
Auch Schlaganfallpatienten können von Exoskeletten unter bestimmten Voraussetzungen profitieren. Eine wichtige Voraussetzung ist jedoch die emotionale Festigkeit der betroffenen Patienten, um die Erwartungen an das Exoskelett realistisch zu halten.
Auch im Bereich der Prothetik gibt es spannende Entwicklungen. So entwickeln Forscher robotische Gliedmaßen, deren Bewegungsablauf dem natürlichen so weit wie möglich nachempfunden ist. Nervenimpulse aus dem Körper der Patienten steuern die Bewegungen der Prothese, sodass die Bewegungskoordination in Sekundenschnelle erfolgen kann. Dies ermöglicht dem Patienten ein hohes Maß an Lebensqualität zurück zu erlangen – auch große sportliche Leistungen können so (wieder) ermöglicht werden.
Doch auch im Bereich der Diagnose können Roboter zum Einsatz kommen. In dem Feld der Endoskopie gibt es beispielsweise geradezu winzige Ausführungen, welche mit einer Kamera ausgestattet werden. Diese werden vom erkrankten Patienten wie eine Pille geschluckt und durchlaufen dann den gesamten Verdauungstrakt der Person. Während dieser ‚Reise‘ erstellen sie Bildmaterial und senden es an den zuständigen Arzt, welcher dann unter Einbeziehung dieser Daten eine Diagnose stellen kann.
Noch neu ist die Entwicklung von Robotern, welche selbst die Größe der zuvor genannten Roboter unterschreiten. Fast mikroskopisch klein sollen sie zielgenau Medikamente an einen bestimmten Ort im Körper des Patienten bringen, beispielsweise an einen Tumor. Ihre Fortbewegungsart könnte eine Art Propellerantrieb sein, der sie durch die Blutgefäße des Körpers befördert.
Auch in anderen Bereichen können Roboter in der Medizin von Nutzen sein. Durch Telepräsenz können sich Ärzte auf der ganzen Welt miteinander austauschen und medizinisches Wissen problemlos von einem Teil der Welt in den anderen transportieren sowie fachliche Diskussionen führen. Besonders in Zeiten einer globalen Pandemie kann dies eine wertvolle Unterstützung sein.
Nicht zu vernachlässigen sind auch Roboter im Bereich der emotionalen Unterstützung. Wie wir heute wissen, hat die emotionale Verfassung eines Menschen große Auswirkungen auf das körperliche Wohlbefinden. Ebenso wissen wir aber auch, dass sich besonders in den westlichen Ländern soziale Verbindungen lockern und viele Menschen – jung und alt – an Einsamkeit leiden. Roboter, die menschliches Verhalten imitieren, setzen an genau dieser Stelle an, können Gefühle der Einsamkeit lindern und mentalen Stimulus bieten. Bereits jetzt gibt es eine ganze Bandbreite solche Roboter, welche unterschiedliche Funktionen erfüllen. Auch speziell für Kinder entwickelte man solche technischen ‚Kumpel‘ – sie erzählen auf Knopfdruck Geschichten oder helfen dabei, neue Dinge zu lernen, was besonders für bettlägerige Kinder eine willkommene Abwechslung darstellen und ihre Eltern entlasten kann.

Roboter in der Veterinärmedizin

Auch in der Tiermedizin finden Roboter bereits Anwendung. Hier helfen sie Tierärzten und -pflegern beispielsweise beim Anheben großer Tiere und unterstützen durch Simulationen angehende Tierärzte in der Ausbildung. Der Einsatz von Robotern im Bereich der chirurgischen Tiermedizin schreitet bis dato aufgrund der hohen Kosten nicht voran.

Vorteile von Robotern in medizinischen Bereichen

Die Vorteile des Einsatzes von Robotern in Medizin und Pflege liegen klar auf der Hand. Durch die Übernahme einfacher Tätigkeiten innerhalb der Pflege ist das pflegende Personal in der Lage, sich auf komplexere Aufgaben zu konzentrieren. Dies hilft in der Priorisierung, spart Zeit und dadurch auch Personal. Ob sich – unter Berücksichtung der Anschaffungs- und Wartungskosten – für das jeweilige Krankenhaus oder Pflegeheim auch eine finanzielle Ersparnis gibt, ist eine individuelle Frage und sollte bedacht werden.
Ein weiterer Vorteil ist die herausragende Präzision, mit der Roboter beispielsweise zielgenaue Operationen durchführen können. So können am Ende die zu behandelnden Patienten von hervorragend ausgeführten, teilweise minimal invasiven und risikoärmeren Eingriffen profitieren.

Nachteile vom Einsatz von Robotern in der Medizin

Die Schattenseiten von Robotern in Medizin und Pflege sind recht offensichtlich. Seit Beginn des technischen Fortschritts und der Einführung automatisierter Prozesse verschwinden Arbeitsplätze – teilweise geht es sogar so weit, dass ganze Berufe verschwinden. Zwar entstehen auch neue Arbeitsplätze durch diese Prozesse, wie beispielsweise für Programmierer und Entwickler, doch sind diese nur für hochqualifizierte und somit privilegierte Menschen zugänglich. Es besteht also das Risiko, dass weniger privilegierten Menschen mit niedrigeren Qualifikationen durch den fortschreitenden Einsatz von Robotern deutlich geringere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.
Auch andere ethische Fragen werden durch den Einsatz von Robotern in diesen menschennahen Umfeldern aufgeworfen. So fehlt häufig der menschliche Bezug, wenn Roboter beispielsweise Pflegetätigkeiten übernehmen. Dieser soziale Faktor kann sich durchaus auf das Wohlbefinden und die Heilung eines Patienten auswirken und sollte bei allen Vorteilen, die ein Roboter mit sich bringen kann, bedacht werden. Es wird noch lange dauern und vielleicht sogar niemals Realität werden, dass Roboter derart menschlich programmiert und gestaltet werden können, dass eine Interaktion mit ihnen den Kontakt zu einem realen Menschen gleichkommt und vollständig ersetzen kann.
Ein weiterer Nachteil stellt sogar eine drohende Gefahr da. Die Rede ist von Cyberattacken: Durch bösartige Software könnten kriminelle Hacker Roboter so manipulieren, dass sie Fehler produzieren oder sogar funktionsunfähig werden – im Bereich der Medizin und Pflege ist dieser Umstand besonders gefährlich und kann ernste Konsequenzen für Leib und Leben bedeuten. Auch etwaige sensible Daten sind häufig nicht sicher, da die Angreifbarkeit von Robotern erst langsam in den Fokus der Betrachtung rückt.
Zudem sind unter den Nachteilen auch die Anforderungen an die Wartung sowie die hohen Beschaffungskosten zu nennen. Zumindest in puncto der intensiven Kosten besteht aber die berechtigte Hoffnung, dass diese durch die voranschreitende Kommerzialisierung von Robotern in Zukunft sinken.

Ein Blick in die Zukunft

Eins kann mich Sicherheit gesagt werden: Die Weiterentwicklung von Robotern für die medizinischen Bereich wird weiterhin vorangetrieben werden – sowohl die Arbeitserleichterung, welche sie mit sich bringen als auch die Präzision, mit der sie ihre Arbeit zu erledigen in der Lage sind, sind zwei außerordentlich gute Argumente dafür. Besonders in den Ländern, in denen ein Pflegenotstand herrscht (oder in Zukunft herrschen wird), ist mit einem Anstieg von Robotern im Bereich der Pflege zu rechnen. Dies dürfte im Speziellen im technik- und ohnehin roboteraffinen Japan schon bald zu beobachten sein. Es ist zu erwarten, dass sie in diesem Bereich schon bald verschiedenste Tätigkeiten übernehmen werden, wie zum Beispiel die Messung der Körpertemperatur ihrer Patienten, Blutabnahme und die Erinnerung an die einzunehmenden Medikamente. Auch bei der Ausführung von Maßnahmen zum Zweck der körperlichen Hygiene ist eine Unterstützung durch Roboter denkbar und wünschenswert.

Fazit

Bereits zum aktuellen Zeitpunkt leisten Roboter solide Dienste im Bereich der Medizin und Pflege. Auch ihre Zukunftsaussicht sieht rosig aus, denn Wissenschaft, Wirtschaft und Medizin haben Großes mit Robotern vor. Weiterhin offen sind ethische Fragen. Hier gilt es individuelle Entscheidungen auf Basis der Abwägung aller Vor- und Nachteile zu treffen, doch dabei niemals den Menschen und seine realen Bedürfnisse aus dem Auge zu verlieren. Zum jetzigen Zeitpunkt können Roboter in der Medizin den Ärzten und Pflegern aber bereits eine große Hilfe sein.


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