Heimwerken ist bereits von Haus aus eine nachhaltige Tätigkeit. Sei es, dass aus Holzabfällen etwas Neues gebastelt wird und so ein „Upcycling“ resultiert. Oder dass Arbeiten selbst erledigt werden und somit die Anfahrt von Handwerkern erspart bleibt oder der Neuerwerb eines Geräts durch eine gelungene Reparatur hinfällig wird.
Doch damit Heimwerken nachhaltig bleibt, gilt es einiges zu beherzigen. Gerade bei der Werkzeugwahl.
Qualität geht über alles!
Es ist ein alterprobtes Klischee für alle jene, die Werkzeug kaufen und nutzen: Wer billig kauft, kauft öfter! Statt: „Qualität hat ihren Preis!“, sollte es lieber heißen: „Qualität macht sich bezahlt.“ Denn häufig Werkzeug ersetzen zu müssen, ist mit Nachhaltigkeit in diesem Sinne kaum vereinbar. Schließlich bedingt jeder Griff ins Regal des Baumarkts, dass die entsprechenden Produkte (oftmals energieaufwändig) hergestellt und angeliefert werden müssen.
Überdies wird mit jedem vorschnell zu ersetzenden Werkzeug die vermeintliche Ersparnis, die Billig-Produkte in Aussicht stellen, mittelfristig zunichte gemacht. Da macht ein hochwertiges Werkzeug, für das man mehr ausgibt aber das viele Jahre lang hält, eine weit bessere Figur. Zumal es gerade bei hochwertigen Geräten für Heimwerker auch meist eine viel bessere Ersatzteilsituation gibt. Die entsprechenden Geräte halten nicht nur länger sondern sind auch meist viel eher reparabel! Beides Attribute, die klar die Nachhaltigkeit erhöhen und langfristig den Geldbeutel schonen!
Gerade in Plastikgriffen lauern gerne bedenkliche Inhaltsstoffe
Nicht nur hinsichtlich der Umweltschädlichkeit sollte von billigem Werkzeug eher abgeraten werden. Labors finden in entsprechenden Produkttests leider immer wieder bedenkliche Weichmacher in Werkzeuggriffen. So zum Beispiel polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) – eine Stoffgruppe, die zum Teil krebserregend ist. Auch umweltschädliche Chlorverbindungen und Phthalate, die im Verdacht stehen, wie Hormone zu wirken, tauchen immer wieder mal in den Labortests auf. Phthalate werden seit langem zur Herstellung von Weich-PVC verwendet und sind in vielen Verbraucher-, Medizin- und Pharmaprodukten zu finden.
Phthalate werden durch Kontakt mit Wasser oder Fett aus dem Material ausgelaugt oder gasen mit der Zeit aus. Schwitzende Heimwerker-Hände lassen grüßen! Phthalate haben hormonähnliche Eigenschaften und können sich nachteilig auf die Fruchtbarkeit auswirken. Metaboliten von Phthalaten wurden bereits im Urin von Kindern gefunden, wobei die Konzentrationen bei jüngeren Kindern tendenziell höher waren bzw. sind als bei älteren Kindern, was auf das Vorkommen dieses Weichmachers in entsprechenden Spielzeugen für Babys und Kleinkinder hindeutet. Dann doch lieber Holzklötze aus zertifizierter Gewinnung! Und für den Heimwerker entsprechende Holzgriffe.
Die Tricks bei Billig-Werkzeugkoffern
Die Preisspanne bei (zumindest oberflächlich betrachtet) ebenbürtig ausgestatteten Werkzeugkoffern kann zum Teil enorm sein. Entsprechende Sets findet man im Billig Sortiment bereits ab 30 oder 40 Euro, wobei vergleichbare Produkt-Sets im teuren Segment gerne über 150 Euro kosten können. Dieser massive Preisanstieg ist jedoch nicht allein durch Markenimage zu erklären.
Insbesondere die Härte des Stahls (und somit die Belastbarkeit und Langlebigkeit des Werkzeugs) ist bei Billig-Produkten teilweise unter aller Kanone! Schraubendreher, die rasch an der Spitze verbiegen, Billig-Schrauben, die schnell rund gedreht sind und fortan viele Freude machen oder feinmechanische Teile von Ratschen und Co., die sich nach nur einigen Monaten der semi-häufigen Benutzung auseinanderdividieren und das Werkzeug unbrauchbar machen.
Diesbezüglich sollte man sich auch nicht von der verheißungsvollen “Chrom-Vanadium“ Bezeichnung, mit der auch Billig-Werkzeuge bzw. entsprechende Sets beworben werden, täuschen lassen. Hochwertige Chrom-Vanadium-Stähle gelten zwar als besonders hart und zäh und werden insofern häufig als Werkzeugstähle eingesetzt. Daher tragen viele Werkzeuge diese Bezeichnung (oftmals recht prominent). Aber längst nicht alle sind wirklich hochwertig oder stabil.
Denn die Bezeichnung als “Chrom-Vanadium-Stahl“ ist nicht geschützt – und sagt für sich genommen auch kaum etwas über Qualität aus. Die Bezeichnung gibt insofern ebenso wenig Auskunft über Qualität und Herkunft, wie wenn Gartenmöbel einfach nur als „aus Holz gefertigt“ beworben würden.
Ferner lohnt es sich bei verdächtig günstigen Werkzeug-Koffern, die scheinbar verblüffend vielteilig daherkommen, genau nachzuzählen. Denn die Hersteller dieser Sets tricksen gerne, indem sie kleine Verbrauchsteile, wie Reißnägel oder Dübel, im Sinne des Sets mitzählen.
Weitere Kriterien für nachhaltiges Werkzeug
Um ein gewisses Maß an Qualität und Investition wird man als nachhaltig sowie praktisch orientierter Heimwerker kaum umhinkommen. Holzgriffe aus zertifizierter Gewinnung sollten, wo möglich und sinnvoll, immer vorgezogen werden. Doch wer in Puncto Nachhaltigkeit keine Kompromisse eingehen will, kann sich an Werkzeughersteller halten, die das Argument der Nachhaltigkeit besonders betonen. Denn auch im Sektor der Werkzeugherstellung ist Nachhaltigkeit mittlerweile als Verkaufsargument angekommen.
Und durch den Direktvertrieb, den der Onlinehandel gestattet, sind viele traditionell orientierte Werkzeughersteller nun wieder besser im Geschäft als zuvor. Solche Hersteller ziehen nahezu überall Holz gegenüber Plastik vor. Ferner kommen verwendete Hölzer und Eisenerze, die im Werkzeugstahl zum Einsatz kommen, meist aus den Regionen selbst. Dadurch vermeidet man den logistischen Rattenschwanz, der häufig mit Massenware – und dort insbesondere mit Billig-Werkzeug – einhergeht.
Ein Werkzeughersteller aus Österreich, der sich besonders der Nutzung regionaler Ressourcen und dem traditionellen Werkzeugbau verschrieben hat, nutzt gar ein hauseigenes Wasserkraftwerk für den innerbetrieblichen Energiebedarf und bietet lebenslange Garantie auf seine Werkzeuge (sachgerechte Handhabe vorausgesetzt, versteht sich). Nachhaltigkeit und Wertigkeit gehen also auch hier Hand in Hand.
Wie kann man als Heimwerker gezielt nachhaltiger werden?
Bei allen Anschaffungen aus dem Baumarkt sollte man darauf achten, dass diese ökologisch zertifiziert sind. Viele Hersteller bieten entsprechend kenntlich gemachte Serien, die besonders nachhaltig sind. Wer nicht über eigene Gartenfläche verfügt, die sich bewusst als Blumenwiese konzipieren ließe, der kann selbst ein Insektenhotel bauen. Speziell in dicht bebauten Arealen mit angrenzender Natur (zum Beispiel in Neubaugebieten), fehlt es an Nistplätzen.
Ein entsprechendes Insektenhotel kann oft aus Holzresten realisiert werden. Das stellt dann sogar noch ein Upcycling dar (Upcycling = vermeintliche Reste oder Abfälle durch handwerkliche Maßnahmen einem neuen Zweck zuführen).
Bei allen Konstruktionsmaßnahmen sollte nachhaltig gearbeitet werden! Das bedeutet, auf Kunststoffe, die auf Rohöl basieren, ebenso zu verzichten wie auf Sand, Kies sowie auf Lösemittel basierende Lacke. Wer weiter gehen will, kann ausschließlich Naturbaustoffe (Lehm, Ziegel etc.) und Naturdämmstoffe verwenden.
Das Ziel besteht darin, die Ressourcen maximal zu schonen und sämtliche Flächen optimal zu nutzen. Sprühdosen sollten vermieden werden. Farbe jeglicher Art wird nicht nur umweltfreundlicher mit Lackierpistole oder Airbrush aufgetragen, sondern auch professioneller. Für Öl und Co. gibt es Handsprühflaschen und natürlich altmodische Ölkannen.
Was sollte man als nachhaltiger Heimwerker und DIY Gärtner vermeiden?
Wann immer Heimwerker mit Öl hantieren, sollten sie tunlichst sicherstellen, dass die Flüssigkeit nicht ins Erdreich gelangen kann. Erwiesene Zuwiderhandlung kann hier richtig teuer werden! Bäume sollten niemals innerhalb der Schutzfristen beschnitten werden, um strapaziöse Störungen des Baums sowie der darin lebenden Tiere zu minimieren. Sonderabfälle, wie Bauschutt oder alte Farbkanister mit Restinhalt, Lacke, imprägnierte (für Verbrennung ungeeignete) Hölzer und dergleichen sollten unbedingt den entsprechenden Sammelstellen zugeführt werden.
Keinesfalls sollten sie den kurzen Dienstweg über die schwarze Tonne gehen. Ein Butan-Brenner ist die weit bessere Alternative zu Unkrautvernichtungsmitteln. Und wer Schädlinge im Garten bekämpfen möchte, kann einen Brennsesselsud oder eine Brennsesseljauche leicht selber herstellen. Diese taugt dann auch noch als Dünger.
Welches sind die relevantesten Öko-Labels für Werkzeug?
Die aussagekräftigsten Label für Nachhaltigkeit sind solche, die von anerkannten und unabhängigen Körperschaften vergeben werden. Mit Blick auf Werkzeuge wären dies:
- FSC – Internationales Label für nachhaltige Forstwirtschaft
- Natureplus – Label für natur- und gesundheitsverträgliche Bau- und Wohnerzeugnisse
- Coop Oceoplan – Label für ökologisch hochwertige Produkte (keine Nahrungsmittel) und Services
- Energie-Etikette der EU – Label für moderaten Energieverbrauch
- Der Blaue Engel – Anerkanntes Umweltzeichen
- Xertifix – Label für Naturgestein, der unter Ausschluss von Kinderarbeit gewonnen wurde
Wo kommt billig Werkzeug zumeist her?
Oftmals kommt besonders billiges Werkzeug aus Fernost. Der niedrige Preis kommt durch miserable Arbeitsbedingungen, komplette Ignoranz von Umweltstandards und durch minderwertiges Material zustande. Allein schon dass diese Werkzeuge so lange Wege antreten und immer noch preislich alles klar unterbieten können, sollte doch nachdenklich stimmen. Denn ökonomisch kann man solche Tiefstpreise nur dann (trotz aller Logistik) aufrechterhalten, wenn an allem Anderen gespart wird.
Gibt es eine Kennzeichnungspflicht für Weichmacher in Plastikgriffen?
Das ist leider auch heute noch zum Teil schwer nachvollziehbar. Wer auf der sicheren Seite bleiben will, sollte günstige Werkzeuge mit besonders weichen Griffen bzw. Griffelementen vermeiden. Insbesondere so sie schwarz sind. Im Zweifelsfall sollte mit Handschuhen gearbeitet werden.