Die Ausbreitung der Tigermücke und die Gefahren

Wenn die Temperaturen im Sommer wieder rasant ansteigen und die stehende, drückende Luft in den Innenräumen auch nachts nicht abkühlt, holt man sich durch die geöffneten Fenster bei gleichzeitig eingeschaltetem Licht wieder unzählige Stechmücken ins Haus. Jeder kennt das summende Geräusch des sich nähernden Insekts, das gerade nachts nervtötend sein kann, doch nur die wenigsten wissen, dass sich unter den lediglich zwei bis zehn Zentimeter großen Plagegeistern auch zunehmend ausländische Exemplare befinden. Warme Temperaturen, viele Reisen und der weltweite Handel sorgen dafür, dass die asiatische Tigermücke in Europa, so auch in Deutschland, auf dem Vormarsch ist. Das Insekt kann zum Überträger von Zika, Chikungunya oder des Dengue-Fieber werden, indem es das Blut Infizierter aufnimmt und auf sein nächstes Opfer überträgt. Aufgrund der geringen Prävalenz dieser Erkrankungen in Deutschland geht von der Tigermücke momentan noch ein sehr geringes Risiko aus, unter Annahme einer zunehmenden Ausbreitung des Exoten könnte sich das aber in den nächsten Jahren verändern.

Der exotische Verwandte der heimischen Mücke

Wer sich nicht weiter mit der Existenz und der Verbreitung der asiatischen Tigermücke beschäftigt, wird den Unterschied zu den hier heimischen Mückenarten kaum wahrnehmen können. Auch die asiatische Art misst etwa 2 bis 10 Zentimeter und weist denselben Körperbau auf. Anders als die uns bekannte Mücke ist sie aber durch Querstreifen am Körper gekennzeichnet, denen sie ihren Namen verdankt. Sie vermehrt sich, wie ihre europäischen Artgenossen über 0,5 Millimeter große Eier, die sie einzeln in stehendem Gewässer deponiert. Dabei entfernt sie sich nie weiter als etwa 100 bis 150 Meter von ihrem Brutplatz. Das Weibchen legt pro Zyklus 40 bis 90 Eier ab, was auf das gesamte Leben hochgerechnet etwa 300 Eier ergibt. Nach etwa 20 Tagen schlüpfen schließlich die ausgewachsenen Tigermücken, die bereits geschlechtsreif sind. Auch bei den exotischen Verwandten der hier heimischen Mücke saugen lediglich die weiblichen Exemplare menschliches und tierisches Blut, da sie dieses zur Produktion der Eier benötigen. Abgesehen davon ernähren sie sich aber wie auch die Männchen von Pflanzennektar. Aufgrund der hohen Reproduktionsrate und der Tendenz, die heimische Art zu verdrängen, kann von einer invasiven Gattung gesprochen werden, deren Ausbreitung nur schwer unter Kontrolle zu behalten und zu bekommen ist. Dabei bezeichnet der Ausdruck „invasiv“ den Vorgang, bei dem eine Gattung ihre ursprüngliche Heimat verlässt und in der neuen Region die dort heimischen Spezies verdrängt.

Der lange Weg der Tigermücke nach Europa

Dass die asiatische Tigermücke nun auch zunehmend hierzulande ansässig wird, ist zum einen auf die Globalisierung und den vermehrten weltweiten Handel und Tourismus, zum anderen auf den Klimawandel zurückzuführen. Die Insekten, die allem voran in Frachträumen von Schiffen und Flugzeugen zu uns gelangen, finden hier aufgrund der durch die Erderwärmung veränderten klimatischen Bedingungen den optimalen Lebensraum vor, um sich zu vermehren. Problematisch ist ihre Einreise, sofern sie in der Heimat bereits infiziertes Blut aufgenommen haben und so eine Übertragung von Zika, Chikungunya oder Dengue-Fieber provozieren. Gelangen sie aber ohne infiziertes Blut nach Europa ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass sie einen Träger der invasiven Viren stechen und dessen Blut aufnehmen.

Die Gefahren der Ausbreitung in Deutschland

Zum jetzigen Zeitpunkt ist lediglich ein sehr geringer Prozentsatz der deutschen Bevölkerung und der Bewohner der Nachbarländer mit Zika, Chikungunya oder Dengue-Fieber infiziert, weshalb eine Übertragung der Viren äußerst unwahrscheinlich ist. Da es sich aber bei der Tigermücke um eine invasive Art handelt, die sich rasch ausbreitet und durch welche sich Krankheitsfälle potenzieren können, kann davon ausgegangen werden, dass die Prävalenz der Übertragungskrankheiten zunimmt. Aus diesem Grund wurde für Mitte Juli ein Monitoring in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Hessen angesetzt, durch das neue Populationen ausgeforscht und auf ihre Invasivität untersucht werden sollen. Laut Experten-Meinung wird die Tigermücke hierzulande nicht mehr auszurotten sein, da auch das Einschleppen der Insekten durch Importware und Auslandsreisen nicht zu unterbinden ist. Entscheidend ist daher das richtige Verhalten im Falle einer auftretenden Erkrankung sowie die Beiträge jedes Einzelnen zur Eindämmung der Vermehrung der Tigermücke. Problematisch ist, dass es infolge der Ansiedelung der asiatischen Tigermücke nach und nach zur Verbreitung weiterer Arten exotischer Stechmücken kommen wird, deren Vermehrung durch das Platzieren von Eiablagefallen nicht mehr effizient gehemmt werden kann.

Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Tigermücke

Zurzeit hat die Zunahme der invasiven Tigermücke in der Regierung sowie in den höheren politischen Rängen noch wenig Beachtung erhalten. Aufgrund der momentan noch geringen Wahrscheinlichkeit, sich mit den Tropenkrankheiten zu infizieren und der niedrigen Prävalenz derselben haben sich bisher nur Experten-Runden und vereinzelte Gemeinde-Vorstände mit der invasiven Gattung beschäftigt. Dennoch sind Maßnahmen zur ehestmöglichen Eindämmung der Tigermücke herausgegeben worden, die jedoch momentan nur ansatzweise großräumig bekannt sind. Hierzu zählen:

  • der Aufbau eines Informationssystems bezüglich des Auftretens und der Verbreitung der Tigermücke
  • die Larvenbekämpfung durch Eliminierung von Brutherden und Vermeidung von langen ruhenden, stehenden Gewässern im Garten
  • die Bekämpfung ausgewachsener Stechmücken durch Insektizide
  • die Desinfektion potenziell betroffener Güter und Räume

Daraus geht hervor, dass durch die Initiative von Einzelpersonen ein großer Beitrag zur Eindämmung der Ausbreitung der exotischen Mückenart geleistet werden kann, da bereits das regelmäßige Entleeren von Behältern mit stehendem Wasser im Garten einen effektiven Ansatz darstellt.

Gesundheitsrisiken für Mensch und Tier

Das geringe Auftreten tropischer Krankheiten im mitteleuropäischen Raum führt zu einer erschwerten Diagnosestellung derselben. Es kommt hinzu, dass oftmals unspezifische Symptome auftreten oder Erkrankte keine Beschwerden wahrnehmen.

Im Falle des Dengue-Fiebers ist von einer Inkubationszeit von bis zu zwei Wochen zu rechnen. Betroffene zeigen in dieser Phase oftmals keine Symptome, erst später treten grippeähnliche Beschwerden auf. Die verzögerte Reaktion ist problematisch, da in diesem Zeitraum nicht nach der Infektionsquelle gesucht werden kann. Der Großteil der Erkrankungen verläuft komplikationsfrei und Betroffene genesen in der Regel rasch. In manchen Fällen, allem voran bei Kindern und Menschen mit Vorerkrankungen kann es aber zu schweren Verläufen kommen, die nicht selten zum Tod führen.

Eine weitere durch die Tigermücke übertragene Virus-Erkrankung ist das Zika-Virus, das allem voran bei Schwangeren zu Komplikationen führt, da es auf das Ungeborene übergehen und dieses schwer schädigen kann. Durch Kontakt mit dem Virus im Mutterbauch bilden Kinder Hirnschädigungen bis hin zu schweren geistigen Behinderungen aus. Das durch das Insekt übertragene Virus beeinflusst aber auch das Nervensystem gesunder Erwachsener und löst bei diesen das Guillain-Barré-Syndrom aus, das schwere Lähmungen hervorruft.

 

Beide Viren sind, wie auch das Chikungunya-Virus nach momentanem Wissensstand, nicht von Mensch zu Mensch übertragbar, es sei denn, es erfolgt ein Blutaustausch (oder eine Übertragung in der Schwangerschaft von der Mutter auf den Fötus). Dennoch ist es essenziell, eine erkannte Infektion umgehend zu melden, damit der Virenherd eingedämmt werden kann. Wurde man von einer Tigermücke gestochen, besteht zunächst kein Grund zur Panik, da die Wahrscheinlichkeit einer Infektion nach derzeitigem Stand sehr gering ist. Es sollte dennoch eine Abklärung durch einen Arzt erfolgen.

Das tödlichste Tier der Welt?

Laut Bill Gates handelt es sich bei den Mücken um die tödlichsten Tiere der Welt. Diese Aussage ist aber nicht nur generell zu hinterfragen, sondern auch eher im globalen Kontext zu betrachten, da in einem Staat mit so fortschrittlichem Gesundheitswesen wie Deutschland noch eine eher geringe Gefahr von den durch die Mücke übertragenen Erkrankungen ausgeht. Es besteht kein Zweifel, dass die durch die Viren in vielen tropischen Ländern zum Ausbruch von Pandemien geführt haben, die in vielen Fällen tödlich ausgingen, weshalb die Gefahr der zunehmenden Verbreitung der Tigerücke in Mitteleuropa nicht zu unterschätzen ist. Dass das Insekt hierzulande bereits jetzt nicht mehr auszurotten sein wird ist ein Indikator für die starke Invasivität und die damit verbundene Gefahr einer zukünftigen Pandemie. Betrachtet man auch den Klimawandel und die Verbreitung neuer der Tigermücke verwandter Arten als unaufhaltsam, so können von jedem einzelnen Bürger Maßnahmen der Eindämmung getroffen werden, damit letztlich eine langfristige, nachhaltige Lösung gefunden wird.

 


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