Chip Implantate heute und morgen

Chips lassen sich nicht nur in Produkten aller Art, sondern auch in Menschen und Tiere einpflanzen. Die Prozedur ist einfach, schnell und sicher, aber was kann ein solcher Chip eigentlich?

Die technischen Grundlagen

Die verwendete Technologie ist die Radiofrequenz-Identifikation oder RFID. Ein sogenannter Transponder speichert Daten, die mit einem Lesegerät in Reichweite ausgelesen werden können. Der Speicher ist je nach Chip einmal oder mehrmals beschreibbar. Die Kennzahlen eines RFID-Chips sind die Reichweite, die Frequenz und die Kapazität des Speichers zusammen mit der Zahl der möglichen Änderungen des Inhalts. Diese Parameter werden je nach Anwendung passend gewählt, wobei die Kosten ebenfalls berücksichtigt werden müssen. Es gibt auch Transponder mit eigener Stromversorgung, aber notwendig ist eine eigene Batterie nicht. Das Lesegerät erzeugt ein elektromagnetisches Feld, das die Stromversorgung des RFID-Chips übernehmen kann. Der Chip empfängt die Befehle und beeinflusst das Sendefeld. Das Lesegerät kann diese Feldänderungen erkennen, was zur Übertragung der Antwort genutzt wird. Diese Methode ist auch der Grund für die verhältnismäßig geringe Reichweite von höchstens einigen Metern mit einer größeren Antenne.
Die Nahfeldkommunikation oder NFC ist ein Übertragungsstandard, der auf der RFID-Technologie aufbaut. NFC wird für eingepflanzte Chips verwendet, ist aber dieselbe Technologie wie in Kreditkarten oder Smartphones, was insbesondere die Mobiltelefone als Lesegerät verwendbar macht. Der Übertragungsstandard legt die Frequenz fest und besitzt eine Übertragungsrate von maximal 424 kBits pro Sekunde. Die Reichweite mit kleiner Antenne ist höchstens 10 Zentimeter, was bewusst so gewählt wurde. Auf diese Art kann eine Annäherung auf diese Distanz etwa bei Bezahlvorgängen als Zustimmung gewertet werden.

Der Einsatz von NFC-Chips als Implantat

Chips lassen sich in den menschlichen Körper einpflanzen. Am häufigsten wird ein solcher Chip unter der Haut zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger eingesetzt. Der Chip ist etwa so groß wie ein Reiskorn und wird weder vom Träger noch von anderen bemerkt.
Das Einpflanzen ist nicht schmerzhafter als ein Bienenstich und auch dieser Schmerz lässt sich durch eine lokale Betäubung vermeiden. Wichtig ist allerdings eine korrekte Handhabung durch medizinisches oder zumindest für diese Aufgabe geschultes Personal, das auf Sterilität achtet.

Die derzeitige Verbreitung eingepflanzter Chips

In Schweden gibt es einige Tausend Menschen mit einem eingepflanzten Chip. Eine Nahverkehrsgesellschaft hat eine im Chip gespeicherte Fahrkarte angeboten. Dieses Programm wurde aber wieder eingestellt. Im Vereinigten Königreich gibt es ebenfalls mindestens einige Hundert Träger von eingepflanzten Chips, weltweit kann man von einer sechsstelligen Zahl von Trägern ausgehen. Das Image eingepflanzter Chips ist schlechter, als die tatsächliche technische Situation es rechtfertigt. Es sind landläufige Meinungen vorherrschend, die eindeutig nicht den Tatsachen entsprechen.
Eine irrige Ansicht ist es, der Chip enthalte einen GPS-Transponder, sodass der Aufenthaltsort des Trägers des Chips global verfügbar sei.
Noch verwegener sind Verschwörungstheorien, nach denen der Träger eines eingepflanzten Chips über diesen manipulierbar oder sogar steuerbar wäre. Die technischen Grundlagen machen klar, dass das grundsätzlich unmöglich ist, denn dazu müsste der Chip in irgendeiner Weise mit dem Nervensystem verbunden werden und nicht einfach unter der Haut eingepflanzt sein.

Mögliche Probleme mit der Privatsphäre

Mit seiner geringen Reichweite kann ein Chip aus größerer Entfernung grundsätzlich nicht ausgelesen werden. Es ist so nicht einmal feststellbar, ob sich überhaupt ein NFC-Chip in dieser Entfernung befindet. Auf engerem Raum kann allerdings genau aufgrund dieser geringen Reichweite ein detailliertes Bewegungsprofil des Trägers erstellt werden. Lesegeräte lassen sich versteckt aufstellen und können die Anwesenheit und Identifikation des NFC-Chips über längere Zeit zu einem Profil kombinieren. Ob diese Möglichkeit ein Problem darstellt, lässt sich nur in den konkreten Umständen beurteilen.

Derzeitige Anwendungen

Grundsätzlich eignet sich ein eingepflanzter Chip sehr gut als Sicherheitsmerkmal, denn man hat ihn immer dabei. Er kann nicht verloren oder gestohlen werden. Von diesem Standpunkt aus ist er also einer mitgeführten Chipkarte überlegen. Mit einem eingepflanzten Chip lassen sich also Türen öffnen und Autos starten, Anwendungen, die zumindest versuchsweise bereits implementiert wurden. Naheliegender ist das Login eines Computers oder der Zugriff auf das Smartphone. Etabliert ist die Verwendung eingepflanzter NFC-Chips in Anwendungen für Behinderte, denen die üblichen Entsperrungstechniken nicht zugänglich sind. In der Praxis zeigen sich hier Aspekte, in denen die Technologie noch nicht ganz ausgereift ist. Das bezieht sich im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung nicht auf das Prozedere des Einpflanzens in den Körper, sondern auf die Verwendbarkeit. Der Chip ist derzeit nicht für mehrere Verwendungen einsetzbar, sondern muss bei jeder Änderung neu programmiert werden.

Was für zukünftige Anwendungen sind zu erwarten?

Eine Anwendung mit einer realistischen Chance auf weite Verbreitung bezieht sich auf die zuverlässige Übermittlung von medizinischen Informationen vor einer Notfallbehandlung. Diese Details können auf einem eingepflanzten Chip gespeichert werden, ändern sich wenig oder gar nicht über längere Zeit und erlauben Notärzten das problemlose Auslesen auch bei Bewusstlosigkeit des Patienten. Die schnelle und zuverlässige Bereitstellung dieser Informationen wie der Blutgruppe oder des Status als Diabetiker können klarerweise in vielen Situationen Leben retten.
Als Killerapp wird die Anwendung in Bereich der Bezahlung von Geldbeträgen gesehen. Sie ist an sich technisch schon möglich, es hapert aber noch bei der Integration der Chips in die internationalen Bezahlsysteme.


ähnliche Beiträge