Brunnenpumpen ohne Strom

Obwohl ab etwa 1870 immer mehr Wasserleitungen gebaut wurden und die Menschen in den Städten mehr oder weniger bequem ihr Badewasser einlassen konnten, blieben die Hausbrunnen vor allem am Land lange Zeit aktiv.
Das Pumpen – meist mit einer Schwengelpumpe – war mühsam und das Wassertragen ebenfalls. Trotzdem wurde es als sichere und vor allem autarke Versorgung des Haushalts mit dem lebensnotwendigen Nass weiterhin gepflegt.

In der modernen Zeit kam der Sinn für diese Art der Romantik von anno dazumal etwas abhanden. Heute allerdings ist das Bewusstsein für mögliche Versorgungsengpässe oder Blackouts wieder gestiegen und der Wunsch nach Unabhängigkeit lässt viele Menschen an Brunnenbau oder Reaktivierung ihres Brunnens denken.

Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Ziehbrunnen

Mittels Eimern wurde das Wasser aus dem Brunnenschacht geholt. Man stelle sich hier am besten die Burgbrunnen vor. Bei diesen wurde das gesamte Wassergewicht nach oben gezogen, und das waren immerhin bis zu zehn Kilogramm über mehrere – zig Meter. Später nutzte man die Hebelkraft, indem man einen Schwingbaum verwendete, den man mit einem Gegengewicht versah. Es sind dies die typischen Ziehbrunnen, die das Landschaftsbild der ungarischen Puszta prägten und prägen.

Wer dafür die nötige Ausdauer und Muskelkraft aufbringt, kann natürlich auch heute noch auf diese Weise Wasser fördern. Für den Schwingbaum benötigt man allerdings einen großen Garten.
Wer nicht aus nostalgischen Gründen, sondern zur Notfallsversorgung einen Brunnen gräbt, wird auch dem Nachfolger des Ziehbrunnens noch nicht viel abgewinnen können:

Schwengelpumpe benötigt Muskelkraft

Bis in die 1920er Jahre wurden diese Pumpen sogar so in die Häuser eingebaut, dass sie direkt in der Küche oder der Waschküche standen. Sie übernahmen die Funktion der früheren Ziehbrunnen.
Die Schwengelpumpe ist das typische Pumpenmodell, das in Bauern- und Kleingärten, aber auch in öffentlichen Parks gefunden werden kann. Sie braucht nicht viel Platz, aber Kraft und Ausdauer in der Bedienung.
Durch die Bewegung des Schwengels nach oben wird der Kolben nach unten gelassen. Dabei fließt durch das Ventil darunter Wasser in die Säule, das mit der nächsten Pumpbewegung des Schwengels durch Unterdruck hinauf zum Wasserauslass gehoben wird.
Dichtungen und Manschetten aus Leder dichten im trockenen Zustand nicht gut ab. Deshalb muss zur Inbetriebnahme einer ausgetrockneten Pumpe von oben Wasser in den Pumpenraum gefüllt werden. Dann saugen sich die Dichtungen mit Wasser voll, quellen auf und dichten ab. Aus bis zu acht Metern Tiefe kann mit dieser Technik Wasser gefördert werden.

Solarbetriebene Wasserpumpe

Wie bei allen Solarpaneelen muss erst unterschieden werden, ob ein Stromspeicher zwischengeschaltet wird. Dann ist nämlich ein Betrieb der Pumpe auch bei bewölktem Himmel oder nachts eingeschränkt möglich. Die Effizienz des Solarpaneels ist auch geringer, wenn die Sonnenstrahlen nicht im 90 Grad- Winkel auf die Solarzellen treffen. Das ist allerdings im Laufe des Tages mehrfach der Fall. Es empfiehlt sich daher, das Paneel so auszurichten, dass zur üblicherweise benötigten Zeit der Pumpe, beispielsweise morgens oder abends beim Gießen, die Sonnenstrahlen rechtwinkelig auftreffen. Das Solarpaneel sollte die dreifache Menge der für die Pumpe benötigten Leistung erzeugen können. Dann ist eine ausreichende Versorgung der Pumpe mit Strom gewährleistet. Wenn die Pumpe startet, benötigt sie vermehrt Strom, was zu einem momentanen Spannungsabfall führen kann.

Windbrunnen

Eine interessante Art der Wasserförderung stellen Windbrunnen dar. Bereits vor einigen hundert Jahren wurde auf diese Weise Wasser gefördert. Hier wird der Motor durch ein Windrad betrieben, das hoch über dem Brunnenschacht aufragt. Vergleichsweise niedere Windräder bis zu einer Höhe von zehn Metern sind in vielen Ländern problemlos aufstellbar. Über zehn Metern muss eine Baugenehmigung eingeholt werden, und bei einer Höhe von über dreißig Metern muss eine Baugenehmigung beantragt werden, da es sich um Sonderbauten handelt. Ein Windrad passt aber leider ohnehin nicht in einen Garten üblicher Größe.

Der Vollständigkeit halber seien auch diejenigen Pumpen erwähnt, die zwar ohne Strom auskommen, aber natürlich nicht günstig für die Umwelt sind:

Benzinbetriebene Wasserpumpe besonders für tiefe Brunnen oder hohe Fördermengen

Wer sich nicht darauf verlassen möchte, dass der Akku regelmäßig geladen werden kann, hat die Möglichkeit, seine Brunnenpumpe mit einem Benzinmotor zu betreiben. Diese Motoren arbeiten unter Wasser. Sie werden lebendmitteltauglich verarbeitet und verwenden auch nur lebensmitteltaugliche Schmiermittel. Die modernen Benzinpumpen haben einen Überhitzungsschutz. Sie vermeiden selbständig ein Trockenlaufen und auch einen immer wieder unterbrochenen Betrieb. Weiters haben sie einen eingebauten Schutz vor Überspannung, wenn beispielsweise ein Blitz in die Anlage einschlägt und auch ein Durchbrennen des Motors wird durch den Überhitzungsschutz verhindert.

Fazit

Vor einigen Jahrzehnten war es selbstverständlich, dass Haus und Hof vom eigenen Brunnen versorgt wurden.
Heute kann man zur Unterstützung auch auf verschiedene Möglichkeiten alternativer Energien zugreifen. Dadurch ist eine solche Unabhängigkeit für viele Menschen wieder erstrebenswert.


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